BDL-Bundestreffen in Baden-Württemberg

12. bis 15. September 2024

Die Familien Lutz, Lamparth, Felix, Schlewek und Spieler stellten ihre Betriebe vor.

In diesem Jahr lud der Bundesverband Deutscher Limousinzüchter e.V. zum Bundes-treffen 2024 nach Baden-Württemberg ein. 86 Züchterinnen und Züchter aus dem ganzen Bundesgebiet nahmen an der Veranstaltung vom 12.–15. September teil. Trotz schlechter Wettervorhersage war es zwar herbstlich kalt, aber der Regen blieb aus und die Sonne schien weitestgehend.

Moderne Haltung im Schwarzwald

Freitagmorgen um 10:00 Uhr trafen sich die Züchter auf dem Hof von Harald Lutz, in Seewald-Hochdorf auf 700 m ü. NN. Die Besucher staunten nicht schlecht mitten im bergigen Schwarzwald auf einen hochmodernen luftigen Stallneubau zu treffen. Der Hof brannte samt Wohnhaus im Jahr 2013 bis auf die Grundmauern ab. Weder Mensch noch Tier kamen zu Schaden, aber die folgenden Jahre des Aufbaus waren nicht einfach, da der Landwirt modern und tierschutzgerecht bauen wollte, die Versicherung aber Steine in den Weg legte. Mit seiner Frau Gudrun, der Tochter Stephanie, die die Ausbildung zur Nebenerwerbslandwirtin macht, und weiteren sechs Helfern bewirtschaftet die Familie 70 ha, Acker, Grünland und Wald. 115 Limousins inklusive Nachzucht zeigen einen fleischbetonten Typ mit ruhigem Charakter. Neben dem Verkauf von Zuchttieren gehen die Absetzer in die Fleischvermarktung. Der hofeigene Schlachtbetrieb ermöglicht eine Lieferkette von der Wiese auf den Teller.

„Gutes Fleisch wächst langsam!

Dann ging es weiter zu Andreas Lamparth, der mit 80 Limousinkühen im Vollerwerb auf seinem Betrieb in Altensteig-Überberg züchtet. 68 ha Grünland und 37 ha Ackerland stehen dem Landwirtschaftsmeister und seiner Partnerin Katharina Jonas für seine rund 200 Limousins zur Verfügung, davon sind zwei Drittel hornlos. Im Jahr 2015 pachtete die Familie das Gemeindeschlachthaus und baute es 2021 zur EU-Schlachtstätte um. Die Deckbullen werden auf Auktionen verkauft und die Absetzer geschlachtet. „Im Sommer wird so gut wie kein Kraftfutter gefüttert. Wir wollen ein Fleisch, das langsam wächst und dann seine beste Qualität entwickelt“, erklärt Lamparth. Die Direktvermarktung an Privatkunden und Gastronomen läuft gut, freuen sich die beiden. Die Idee, einen Automaten aufzustellen, der Wurstwaren anbietet, war eine Investition, die sich ausgezahlt hat.

Die Gastfreundlichkeit beeindruckte die Teilnehmer sehr. Das üppige Mittagessen bei der Familie Lutz mit riesigen Fleischspießen über offenem Feuer gegrillt und das fantastische Kuchenbuffet bei Familie Lamparth waren für alle ein Gedicht.

Nach zwei Stunden Fahrt durch den Schwarzwald bis ins Schwabenland erreichten die Teilnehmer das Tagungshotel Zum Höchsten. Abends fand das Züchtertreffen mit üppigem Buffet statt. Dietmar Winter und Robert Frank nutzten die Gelegenheit, um einige Züchter zu ehren, die auf der Bundesjungtierschau 2023 und auf den Schauen 2024 mit ihren Tieren besondere Verdienste errungen hatten.

Nächste Generation in den Startlöchern

Am nächsten Morgen fand zuerst die Mitgliederversammlung statt. Obwohl viele wichtige Punkte in diesem Jahr zu entscheiden waren, konnten alle Teilnehmer pünktlich um 13 Uhr die beiden Busse besteigen. Zuerst ging es zu Familie Schlewek, die ihren arrondierten Biobetrieb in einem malerischen Tal bewirtschaften. Kerstin Schlewek betreut intensiv das Zuchtgeschehen und informierte die neugierigen Besucher über eingesetzte Bullen, Abstammung und züchterische Ziele. Wendelin Schlewek und Sohn Lukas betreiben eine Viehhandlung und Spedition für Tiertransport im Hauptberuf. Als Nachfolger für den Hof steht Sohn Manuel in den Startlöchern. Der junge Mann will bei der Zucht in Zukunft die Hornlosigkeit vorantreiben und bestmögliche Zunahmen über gute Milchleistung der Mütter sowie hofeigenes Futter erreichen. Auf dem Betrieb werden aktuell 50 Limousin-HB-Mutterkühe mit Nachzucht gehalten.

Limousin unter Apfelbäumen

Beeindruckt von der Qualität der Tiere, die auch hier zu bewundern waren, ging es weiter zum ebenfalls biologisch bewirtschafteten Betrieb von Beiratsmitglied und Organisator der Veranstaltung Markus Felix im Deggenhausertal. 100 Limousins und 56 ha Acker- und Weideland bewirtschaftet Markus Felix mit seiner Frau Christine und den beiden Söhnen Fabian und Jonas. Außerdem arbeitet Felix noch bei einem Busunternehmen und erledigt Lohnarbeiten für seine Landwirtskollegen. 80 % seiner Nachzucht wird als Zuchtvieh verkauft, 20 % geht zum Metzger im Ort und wird selbst vermarktet. Die mittelrahmigen, ruhigen Tiere mit gutem Fundament weideten am Haus unter Apfelbäumen und boten ein wunderschönes Bild. Als dann noch der 13jährige Jonas den mächtigen Bullen Hugo PP für die Besucher am Halfter herbeizog, war auch klar, dass hier auf ruhigen und gelassenen Charakter Wert gelegt wird. Und dann tischten die Damen Schlewek und Felix wieder mit einem tollen Kuchenbuffet und Wurstbrötchen auf. Nach einem kräftigen Schnaps trennten sich alle nur ungern von dem hübschen Hof und seinen Bewohnern.

Jetzt stand noch eine Bootsfahrt auf dem Bodensee auf dem Programm. Die Reise ging von Unteruldingen bis nach Überlingen und zurück. Das Panorama der Alpen zeigte sich mit viel Schnee von seiner besten Seite. Anschließend fuhr die Gesell-schaft zur Mosterei Keßler in Horgenzell. Hier gab es im Kuh- und Kälberstall, den man einfach so gelassen hatte, ein leckeres schwäbisches Buffet. Ein ereignisreicher Tag ging zu Ende.

Kürbisausstellung

Auf dem letzten Tag der Reise gab es noch ein besonderes Erlebnis. Im Innenhof des Betriebes von Arno Spieler aus Eberhardzell-Ampfelbronn fanden die Besucher eine riesige Kürbisausstellungen mit 120 Sorten in allen Formen, Farben und Größen. Der junge Landwirt hat den Betrieb mit 117 ha und 220 Limousins erst in diesem Jahr von seinem Vater Gebhard übernommen. Der Vollerwerbslandwirt verkauft seine besten Bullen, Kühe und Färsen als Zuchtvieh. Ca. zwölf Schlachttiere werden im Jahr privat vermarktet und alle anderen über das Fleischvermarktungsprogramm „Prima Rind von hier“. Die Mutterkuhherde bleibt im Sommer auf den Weiden und kommt nur im Herbst ins Winterquartier. Abkalbungen finden das ganze Jahr statt.

Die Kürbisse sind das Steckenpferd von Arno’s Mutter. Sie hatte damit einmal aus Verlegenheit angefangen und schnell die Marktlücke für den Betrieb erkannt. Viele Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, Material für die herbstliche Deko zu Hause ein-zukaufen. Wie immer, sorgte die ganze Familie dafür, dass keiner Hunger leiden musste. Neben kleinen schmackhaften Hamburgern gab es schwäbische „Zelten“ – ein Gericht das dem Flammkuchen ganz ähnlich ist. Einfach lecker!

Dann hieß es Abschied nehmen. Der Vorstand, Dietmar Winter, Robert Frank und Stefan Kreisel, bedankten sich im Namen der Teilnehmer bei allen Betrieben und besonders beim Organisator Markus Felix für diese spannende und informative Reise in die Bodenseeregion. Die Bereitschaft, den eigenen Betrieb möglichst umfassend vor-zustellen, und die außerordentliche Gastfreundschaft seien sehr beeindruckend gewesen. „Im nächsten Jahr wird das Bundestreffen in Niedersachsen sein. Wir hoffen, wir sehen euch alle dort wieder“, erklärte Dietmar Winter.

BDL-Mitgliederversammlung

Auf dem Bundestreffen in Baden-Württemberg fand auch die Mitgliederversammlung des BDL statt. Dieses Mal standen gleich mehrere wichtige Entscheidungen, wie die Wahl des Vorsitzenden und der Beiratsmitglieder, Beitragserhöhung, Änderung der Satzung und des Vereinsnamens, auf dem Programm. Kein Wunder, dass die Versammlung sehr gut besucht war.

Dietmar Winter, Bad Berleburg, leitet seit Mitte 2023 den Verband als Vorsitzender kommissarisch nachdem die Vorsitzende Ute Lucanus überraschend zurückgetreten war. Winter informierte über das vergangene Berichtsjahr. Die Bundesjungtierschau gemeinsam mit dem Bundesjungzüchterwettbewerb im Oktober 2023 war mit rund 140 Tieren ein voller Erfolg. Die Validierung der Gaumenspalte wurde abgeschlossen. Sobald eine Untersuchung vorgenommen wird, wird nun das Ergebnis im Zuchtpapier ausgewiesen. Beirat und Vorstand zeigten Präsens auf 15 Auktionen und Schauen, teilweise mit Infostand. Die Züchterfahrt nach Belgien fand großes Interesse und es beteiligten sich 37 Züchter.

Neuer Vorsitzender gewählt

Ohne Gegenkandidaten wählte die Mitgliederversammlung anschließend einstimmig Dietmar Winter zum neuen Vorsitzenden, der die Wahl dankend annahm. Robert Frank wurde zum 2. Vorsitzenden bestimmt und das Beiratsmitglied Stefan Kreisel wählte die Versammlung zum 3. Vorstandsmitglied. Dieser schied damit aus dem Bei-rat aus. Da Wigbert Jost und Heiko Fischer ebenfalls aus dem Beirat ausscheiden, mussten drei neue Mitglieder gewählt werden. Die Versammlung wählte Anamaria Chaveco Ojeda, Sachsen, Tobias Knurbein, Niedersachsen, und Ulrich Pflanz, Hessen.

Nur 200 Züchter bestimmen die Zukunft

Dietmar Winter erklärte, dass Vorstand und Beirat sich im kommenden Jahr besonders um die Mitgliederwerbung kümmern werden: „Es kann nicht sein, dass nur rund 200 Limousinzüchter, die im BDL Mitglied sind, die Geschicke der 13.000 Limousinzüchter und -halter bestimmen. Nur wer bei uns Mitglied ist, kann Einfluss auf das Zuchtgeschehen und die Politik nehmen.“

100 € / Jahr Mitgliedsbeitrag

Mit der Umstellung auf den Euro im Jahr 2000 wurde letztmalig der Beitrag um wenige Euro erhöht. „Wenn wir etwas für die Limousinzüchter und –halter tun wollen, brauchen wir eine bessere finanzielle Ausstattung“, erklärte Robert Frank. Die Versamm-lung beschloss den Beitrag für das nächste Jahr auf das Niveau anderer Rassever-bänden von 60,00 € auf 100 € zu erhöhen. Außerdem soll der Beitrag künftig im Frühjahr eingezogen werden und nicht im Herbst.

Namen wird geändert

Mit Satzungsänderungen wurde auch der Name des BDL geändert. „Die Bedürfnisse der Züchter und Halter sind eng miteinander verwoben. Deshalb ist es wichtig, auch die Halter im Namen zu erwähnen“, erläuterte Dietmar Winter. Aus der Mitgliederversammlung heraus kam dann noch der Vorschlag, auch Förderer der Limousinzucht aufzunehmen. Einstimmig beschloss die Versammlung den Namen „Bundesverband Deutscher Limousin-Züchter, Halter und Förderer e.V.“ anzunehmen. Außerdem können nun Einladungen zu Versammlungen auch per Email verschickt werden.

Im Anschluss an der Veranstaltung stellte Dr. Philipp Muth von der Rinderunion Baden-Württemberg der Versammlung die Arbeit des Verbandes vor.

Die Neuen und Alten im Beirat und Vorstand: v. l. Anamarie Chaveco Ojeda, Markus Felix, Stefan Kreisel, Robert Frank, Klaus Schuhen, Ulrich Pflanz, Max Euteneuer und in zweiter Reihe Josefine von Hollen und Dietmar Winter

Das Mittagessen auf den Betrieben war ein Genuß.

Tolle Kuchenbuffets zeugten von der Backkunst unserer Landfrauen.

Der Besuch im Schlachthaus fordert gewisse Hygienestandards.

Auf dem Züchterabend wurden Mitglieder geehrt: Sieger der Ländersammlung auf der Bundesjungtierschau 2023 – Hessen: v. l. Dietmar Winter, Ulrich Pflanz, Hans Hildenbrand, Robert Brandt, Robert Frank

Die Betriebe öffneten ihre Hoftore und zeigten alles was Stall und Wiese zu bieten hatten.

Die neuen BDL-Betriebsspiegel fanden großen Anklang bei den 86 Besuchern.

Limousins von bester Qualität