So war es in der Wallonie:
Ein Bericht über die Züchterfahrt in die Wallonie / Belgien
Deutsche und belgische Züchter hatten eine informative und fröhliche Zeit auf der BDL-Züchterfahrt
Top Präsentation der Betriebe
Pünktlich um 14:00 Uhr erreichten die Teilnehmer den Betrieb von Luc Hoffmann in Malscheid, Belgien. Die deutschen Züchter wurden – wie auf allen Betrieben – auf das Herzlichste empfangen und mit kleinen und großen Köstlichkeiten bewirtet. Sehr offen und auskunftsfreudig gingen die belgischen Züchter in die Diskussion mit den Besuchern. Keine Frage blieb unbeantwortet. Klar war, dass die Limousinzüchter eine große Familie sind, die in den unterschiedlichen Ländern nur mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen haben. Beeindruckend war die einheitliche Präsentation der Betriebe mit Daten bezüglich Anzahl der Herdbuchtiere, Zwischenkalbezeit, Erstkalbealter, Wiegungen und vielem mehr. Außerdem konnten diese Betriebsdaten mit den Durchschnittsdaten aller eingetragenen Herdbuchbetriebe verglichen werden. So war es möglich, die Zuchtleistung der Betriebe sehr gut einzuschätzen.
Luc Hoffmann und seine beiden Söhne bewirtschaften den Gemüsebau- und Mutterkuhbetrieb mit insgesamt 80 ha Acker- und Grünland auf zwei Betriebsstandorten in Belgien und Luxembourg. Das Unternehmen legt großen Wert auf die regionale Vermarktung. Mit 16 Limousinkühen züchtet der Landwirt auf Leichtkalbigkeit, gute Futterverwertung und einen ruhigen Charakter. Außerdem werden noch 80 Mastochsen produziert, die von heimischen Metzgereien gerne angenommen werden. Für die Zukunft will er die Hornlosigkeit stärker in den Fokus nehmen. Die Teilnehmer waren beeindruckt von den ruhigen, rahmigen und sehr einheitlichen Tieren.
Am späten Nachmittag ging es weiter zur Lupulus-Brauerei nach Bovigny. Die Führung durch die moderne Brauerei beeindruckte die Teilnehmer sehr. Das hervorragende Bier konnte anschließend im gemütlichen Restaurant beim Abendessen verköstigt werden. Der Busfahrer hatte ein Einsehen mit den feierfreudigen Landwirten und so ging es erst um 22 Uhr ins Hotel Melba nach Bastogne, dem geschichtsträchtigen Städtchen am Rande der Ardennen.
Mit Besamung Zuchtfortschritt erzielen
Am nächsten Tag fuhren die Teilnehmer 60 km südlich nach Meix-devant Virton zu Leon Roussel. Da auf der gesamten Züchterfahrt, der deutsch sprechende Luc Hoffmann dabei war, gab es auch keine Verständigungsprobleme. 25 Herdbuchkühe besitzt der junge Nebenerwerbslandwirt Leon und bewirtschaftet rund 45 ha Dauergrünland. Die Abkalbungen erfolgen im Herbst und im Frühjahr, um die Arbeitsspitzen zu entzerren. Die meisten seiner Fresser werden im Alter von 8 bis 10 Monaten verkauft. Seit fünf Jahren vermarktet Roussel aber auch ca. fünf Tiere im Jahr direkt an Fleischkunden. Die besten Bullen werden über den Zuchtmarkt verkauft. Neben Deckbullen auf seinem Betrieb verwendet der Züchter auch Besamungsbullen, um Hornlosigkeit in seiner Zucht zu etablieren. Roussel will seine Mutterkuhherde vergrößern, um mehr genetische Vielfalt zu erzielen und besser selektieren zu können. Leon Roussel ist zudem im Verwaltungsrat des belgischen Herdbuches für die Internetversteigerungen zuständig.
Hornlosigkeit erwünscht
Noch beeindruckt von der jungen, zielstrebigen Familie Roussel ging die Fahrt wieder 120 km in den Norden auf den Biobetrieb von Dimitri Beguin, in Hamois. Etwas exponiert gelegen, bietet der Hof einen wunderschönen Blick über die grünen Hügel der Region. Der Vizepräsident des belgischen Herdbuches bewirtschaftet 80 ha und arbeitet mit 95 Herdbuchkühen. Der Vollzeitlandwirt setzt auch auf zwei Abkalbetermine, um das ganze Jahr über Schlachtkälber zur Verfügung zu haben. 20 Kühe und 10 Kälber werden im Jahr an Fleischereien verkauft. Ca. 10 Bullen und 15 Färsen werden in die Zucht verkauft. Dimitri und sein Vater Dany Beguin sind begeisterte Züchter und stellen sich mit ihren Tieren auf Zuchtschauen dem Wettbewerb. Seit einigen Jahren werden alle Färsen und einige Kühe mit hornlosen Bullen besamt. Hierin sehen die Beguins die Zukunft. Für seine Zucht wünscht der anerkannte Preisrichter für Limousins Dimitri Beguin eine bessere Milchleistung zu erreichen und eine strengere Selektion auf funktionelle Eigenschaften.
120 Mutterkühe mit Nachzucht
Nach kurzer Fahrt mit dem „Tourbus“ erreichte die Gruppe den Betrieb von Familie Rabeux-Cassart in Ciney. Vincent Rabeux und seine drei Kinder bewirtschaften hier 210 ha, davon 120 ha Ackerbau und 90 ha Wiese und Weide. Der größte der besuchten Betriebe hält 120 Mutterkühe der Rasse Limousin, 110 Lämmer der Rasse Charollais, 20 Lämmer der Rasse Ile de France sowie 18.500 Hühner. Für die Limousinzucht werden jährlich 20 Bullen und 30 Kühe ausgewählt. 40 Jungbullen werden als Fresser verkauft und 30 Kühe auf dem Betrieb gemästet. In der Zucht stehen vor allem gute Mutterkuheigenschaften, die Leichtkalbigkeit und Milchleistung im Vordergrund. In Zukunft will der Züchter die Hornlosigkeit seiner Herde steigern und die Fleischqualität verbessern. In der Familie herrscht Arbeitsteilung, so dass jedes Mitglied seinen eigenen Verantwortungsbereich hat. Dies sei notwendig, um den großen Familienbetrieb erfolgreich zu führen, meint Vincent Rabeux, der auch Präsident des Belgischen Herdbuchverbandes ist.
Am Abend gab es auf dem Hof der Familie ein üppiges dreigängiges Menü mit einem Limousinhüftsteak, das keine Wünsche offen ließ. Der BDL-Vorstand, Dietmar Winter und Robert Frank, nutzte die Gelegenheit, um sich bei Luc Hoffmann, der die Reise mit organisiert hatte und bei allen so gastfreundlichen belgischen Züchtern herzlich zu bedanken: „Wir hoffen sehr, dass die belgischen Züchter in naher Zukunft auch einmal bei uns vorbeischauen und sich deutsche Betriebe anschauen, damit wir eure herzliche Gastfreundschaft erwidern können“, erklärte Dietmar Winter.
Vom Milchviehbetrieb zum Limousinzüchter
Es wurde spät in der Nacht als der Bus endlich wieder vor dem Hotel Melba in Bastogne hielt. Am nächsten Morgen ging es deshalb nicht ganz so früh los. 80 km gen Norden in Verviers stand der Besuch des letzten Betriebes von Jean-Marc Bonhomme auf dem Programm. 2023 hatte die Familie sich entschlossen, ihren Milchviehbetrieb einzustellen, um sich nun ausschließlich mit der Limousinzucht zu beschäftigen. Der Bauingenieur besitzt 80 Mutterkühe samt Nachzucht, denen 90 ha Dauergrünland zur Verfügung stehen. Die besten weiblichen Herdbuchtiere werden für die Remontierung verwendet. Alle anderen Tiere sowie die Bullen werden als Zuchttiere verkauft oder über Händler vermarktet. Die Züchterfamilie nimmt an nationalen und internationalen Schauen teil und baut züchterisch auf Hornlosigkeit, schnelles Erreichen der Schlachtreife und hohe Milchleistung. Ziel ist es, auf dem Betrieb eine Metzgerei zu bauen, um die Tiere besser zu verwerten. Der Sohn Jerome Bonhomme steht schon in den Startlöchern und soll den Betrieb baldmöglichst übernehmen.
Nach dem köstlichen Mittagessen hieß es Abschied nehmen. Luc Hoffmann wurde mit einem Präsentkorb herzlich für seine Organisation und seine Übersetzung gedankt. Sein Schlusssatz „Nur zusammen kommen wir nach vorne!“ stimmten belgische und deutsche Züchter mit Applaus zu.
Von links: Benoit Collas, Züchter, Jérôme Bonhomme Vorstand des belgischen Herdbuches, David Goffinet, Vizepräsident des belgischen Herdbuches, Robert Frank, Vorstand BDL, Frau von Luc Hoffmann, Luc Hoffmann, Dietmar Winter
Von rechts: Dimitri Beguin, Züchter aus Hamois, Luc Hoffmann, Züchter aus Malscheid und Übersetzer.
Unsere „jungen Wilden“ waren auch mit von der Partie.